Zuchtziel

Zuchtziel - ohne geht´s nicht

Viele denken sich nun: "Was will sie damit bezwecken?" - Reicht es denn nicht aus, wenn ich Schmuseratte A mit tollen Punkten auf Schmuseratte B mit den zweifarbigen Augen lasse? Das ergibt doch bestimmt auch schmusige Ratten... und mal ehrlich, wer findet die nicht toll?

Ganz so einfach, wie man sich das Vorstellt ist Züchten leider nicht. 


"Du suchst den Weg, aber kennst du das Ziel? " - Alice im Wunderland - 💖

Rassestandard

Normalerweise gibt der Rassestandard einem Züchter vor, welche Ziele es zu erreichen gilt. Da es leider bei der Ratte keinen Verein oder Verband in Deutschland gibt, sind die Züchter da etwas auf sich alleine gestellt. Was zum einen eine unglaubliche Bandbreite an Möglichkeiten bietet; im positiven gesehen, es aber für Außenstehende schwierig macht, einen guten Züchter von einem schlechten Züchter zu unterscheiden.

 

Grundlegend kann man aber hier einige Dinge festhalten, die Elementar wichtig für eine gesunde Zucht sind:

 

Ohren:

Standardohren sollten nicht zu weit auseinander stehen. Wobei ich es eigentlich ganz gerne mag, wenn sie etwas breiter stehen.
Dumbos dürfen keine Schlappohren aufweisen. Auch wenn sie noch so niedlich aussehen ist es wichtig, auf einen hohen - runden Ohrenstand zu achten. Mittlerweile gibt es Tiere, die ähneln mehr einem Kaninchen wie einer Ratte. Auch macht eine Dumbo x Dumbo Verpaarung keine Probleme, wenn in der Vorgeneration auf eine saubere Selektion geschaut wurde.

 

Kopfform:

Ratten müssen einen harmonischen Kopf aufweisen.  Das heißt, es sollte nicht spitz zulaufen und von der Proportion zum restlichen Körper passen. Auch ist eine gedrungene Nase nicht wünschenswert. Die Nackenpartie sollte nicht übermäßig hervorstehen.

 

Schwanz: 

Der Schwanz sollte aus mindestens 30 Wirbeln bestehen und 1:1 zur Rumpflänge passen. Er darf keine Knicke aufweisen.
Fälschlicherweise wird bei Manx (Schwanzlose Ratte) angenommen, das die Ratte keinen Schwanz aufzuweisen hat. Das stimmt so leider nicht, man kann (!) von Manx ausgehen, wenn der Schwanz minimal verkürzt ist oder Knicke aufweist.
Also auch hier sollte man ein besonderes Augenmerk darauf haben. 

 

Wachstum:

Auch das lassen viele außer acht. Es ist unerlässlich nur kräftige und gleichmäßig gewachsene Tiere in die Zucht zu nehmen. Mickerlinge haben nicht´s in der Zucht verloren und sollte in einer Linie vermehrt Mickerlinge auftauchen so sollte man über ein Outcross nachdenken. Bitte nicht verwechseln mit Dwarf. Dieses stellt ein eigenständiges Gen dar und kein Kümmerwuchs wie bei einem Mickerling. 

Fell:
Das Fell sollte ebenmäßig, glatt und keine Lücken haben - Auch bei Harley, Rex oder Velveeten.
Der Fellwechsel sollte gleichmäßig und reibungslos über die Bühne gehen.

 

Haut 
Die Haut sollte frei von Unebenheiten sein und keine Probleme bereiten wie Abszesse, übermäßige Schuppenbildung oder Talgproduktion.

 

Charakter:
Diesen Punkt finde ich äußert Interessant und bietet so unglaublich Facettenreiche Interpretationen die einen eigenständigen Artikel bedürfen. Grundlegend sollte eine Ratte händelbar sein und keine Unarten zeigen.

Züchten

Das liest sich ja soweit alles ganz toll und eigentlich sollten es doch Grundvorraussetzungen sein, eines jeden guten Züchters.
Leider ist dem nicht so. Man ließt so häufig "Mein Ziel ist es gesunde, Wesensfeste, liebe Ratten zu Züchten" ganz ehrlich, das sollte eigentlich ein Grundstein sein aber doch bitte kein Ziel!

Züchten ist so viel mehr als nur Ratte A mit Ratte B zu parken und zu hoffen das etwas tolles dabei raus kommt.
Man macht sich Monatelang Gedanken, tüfftelt, schmeißt Pläne wieder über Bord, ist immer sehr selbstkritisch ob dieser Weg der richtig ist - und Selbstkritik;  das Streben nach Perfektion, ist so immens wichtig in der Zucht. Ohne die Selbstkritik, steht man auf der Stelle! Wer zufrieden mit sich und seinem tun ist, möchte nicht an sich und seinen Linien arbeiten. Und das ist das klare Aus eines Züchters. 

Züchten bedeutet Linien aufzubauen, ein klares Ziel vor Augen zu haben und darauf hinarbeiten. Ziele, die gut durchdacht sind. Züchten bedeutet, eine knallharte Selektion die keine Kompromisse mit der Gesundheit der Tiere macht.

Nicht die Anzahl der Würfe spricht für einen guten oder schlechten Züchter. Ein ernsthafter/verbissener Züchter züchtet und selektiert nun mal mehr Würfe. Was den kleinen Züchter aber automatisch nicht schlechter macht. Wer allerdings Unmengen an Ratten in die Welt setzt, nur zum Verkauf, um diese Tiere durch zig Anzeigeportale oder Facebook Gruppen zu teilen, keine Tiere dieses Wurfes behält, um damit weiter zu machen, der vermehrt ganz klar und hat kein Zuchtziel.

In meinen Augen kein handeln eines seriösen Züchters.

Ernsthaftes Züchten ist auch, nicht immer die gleiche Verpaarung zu machen. Es bringt mich in keinster weiße weiter, eine Rättin drei mal vom gleichen Bock belegen zu lassen oder immer wieder auf diesen einen Bock zurück zu greifen. Man möchte doch weiter kommen in der Linie und nicht immer wieder an ihren Ursprung zurück. Welches Ziel sollte das näher bringen?

 

Züchten bedeutet, sich mit anderen Züchtern auszutauschen und kein Konkurrenzdenken an den Tag zu legen. Es gibt defacto keine Konkurrenten unter Züchtern, denn jeder strebt ein anderes Ziel an. Auch sollte man ganz schnell weg von dem denken, es gäbe einen "Markt" für jenes oder welches Gen. Einem Züchter ist es egal, ob der "Markt" geflutet wird von einem Gen. Es geht ihm nicht ums Verkaufen sondern das erreichen seiner Ziele.

Zucht ist Leidenschaft und Ehrgeiz. Man möchte die gesteckten Ziele erreichen, steckt so unendlich viel Liebe und Herzensblut in seine Linien und nimmt Kritik nicht einfach als gegeben hin... Wer sich von Kritik nicht aus der Fassung bringen lässt, der steht auch nicht mit allem Sein hinter seiner Zucht und hat schon resigniert. 

 

Züchten bedeutet zu seinen Idealen zu stehen und darauf hinzuarbeiten. Sich aufopferungsvoll um die kleinen Wesen zu kümmern, aber auch der Natur ihren lauf zu lassen.

 

Züchten bedeutet, den Wert seiner Tiere und die Arbeit darin zu kennen, zu respektieren und nicht an den erstbesten mit einem Rudelrabatt zu verhökern.

Leider sehen einige Menschen diese ganze "Welt" nicht hinter einem gezüchteten Tier. Sie sehen nur den Preis den sie zahlen sollen und versuchen diesen zu verhandeln.

Zucht bedeutet nicht das zu machen was man möchte. Man muss immer das ganzheitliche im Auge behalten.

 

 

 

Züchten ist so viel mehr - Züchten kann nicht jeder